Wenn ich in den Online-Buchhandlungen nach neuen Büchern stöber, bin ich oft willens endlich mal wieder einen Scifi-Roman zu kaufen. Aber so einfach ist das nicht. Über die Jahre bin ich wählerisch geworden. Früher konnte ich mir für eine Bahnfahrt irgendeinen Perry Rhodan herunterladen und genießen. Das mache ich heute nicht mehr, es sei denn, ich verwende ihn als Einschlafhilfe. (Wobei die Neo-Serie gar nicht sooo schlecht ist.)

Das heißt nicht, dass ich der leichten Unterhaltung abgeneigt wäre. Ganz und gar nicht. Was mich zunehmend nervt und vermutlich zu meiner Abwehrhaltung geführt hat, ist der Umstand, dass ca. 99.99 %, der mir von verschiedenen Buchportal-Algorithmen vorgeschlagenen Bücher, aus einem Scifi-Baukasten zu stammen scheinen.

Auf Mastodon hatte ich vor einiger Zeit über das Co-Writing mit AIs in der Scifi und dem Cozy-Crime vormichhinphilosopiert. (Habe ich auch verpodcastet.) Damals verwendete ich Jasper. Ich hatte vorausgesagt, dass die leichte Unterhaltung vollständig durch AI übernommen wird. Das war wohl keine Voraussage, sondern eher der Status quo.

Die Häufung von Versatzstücken ist für mich ein Zeichen für schlechte Scifi. Was auf gar keinen Fall geht:

- Kühe, Drachen, Vampire im Weltraum
- Sex in jedem Kapitel
- Punk, egal aus welchem Baukasten (Steam-, Diesel-, Cyber-, Solar- ...)
- Raumpiraten/ Outlaws
- Military
- Magie
- Superhelden
- Survival of the Fittest  (à la Hunger Games aka Battle Royale und Derivate)
- And Then There Were None – Derivate

Ich komme durchaus mit offensichtlichem Quark wie FTL & Co. klar. Es muss nicht Hard-Scifi sein. Ob der Weltenbau dystopisch oder utopisch ist, ist irrelevant, denn eine reale (Scifi-)Welt 🤓 ist weder das eine, noch das andere – auch ein Baukastenproblem.

Was bei mir gut funktioniert, ist die klassische (Forschungs-)Reise. Egal, ob sie intendiert ist oder zufällig angestoßen wird. Gerne auch als Schatzsuche. Überhaupt, Archäologie und Artefakte funktionieren bei mir fast immer. 

Ein unter der Geschichte waberndes Geheimnis ist super und muss nicht oder nicht vollständig aufgelöst werden. Athos 2643 ist ein anschauliches Beispiel für dieses intelligente Inderschwebehalten. 

Info-Dump ist völlig ok. Ich liebe Umberto Eco, Neal Stephenson, Iain Banks genau dafür. Person-Dump ist im Prinzip OK, aber auch so eine Sache ... Ich habe wirklich Schwierigkeiten, Namen bestimmter Sprachen auseinanderzuhalten. Deutsche, englische, chinesische Namen gehen so. Slawische Namen oder gar Fantasie-Namen kann ich partout nicht auseinanderhalten.

Gewalt, Sex und Konflikte sind keine No-Gos – von mir aus explizit – aber es muss zur Geschichte passen und darf kein Selbstzweck sein (wie in der Hardboiled-/ Military-SF).

In meiner 100-Bücher-Liste sind ein paar Autoren, die seinerzeit diese Kriterien erfüllten. Wie zuvor erwähnt, es ist schwer, neues Futter zu finden. Hilfreich ist für mich der ABMGW-Podcast von Klaus Varias. Die Algorithmen in Amazon, Google ... Audible sind dagegen sehr mäßig und nicht vertrauenswürdig.

Und last but not least, was waren meine drei Favoriten der letzten 10 Jahre? Athos 2643 (Nils Westerboer), Eiswelt (Jasper Fforde), Trisolaris (Cixin Liu).

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